Training – Großartig oder ein langsamer Tod durch absterbende Hirnzellen?

langweiliges Training

Dass ich aus Sicht eines Trainers Trainings großartig finde, wird vermutlich nur wenige von Ihnen überraschen. Dass es einem hohen Prozentsatz von Teilnehmer, die das Glück hatten, bei gut ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen zu trainieren, genauso geht, dürfte da wohl schon zu etwas mehr Überraschung führen. Bedenkt man, dass „Trainer“ kein geschützter Beruf ist, öffnet diese Berufsbezeichnung im Grunde jedem Tür und Tor, eben diese Berufsbezeichnung des Trainers zu tragen.

Unglücklicherweise hat dies dazu geführt, dass in vielen Unternehmen jeder, der vor drei Menschen sprechen kann ohne gleich Schnappatmung zu bekommen, zum Trainer ernannt wird bzw. sich selbst ernennt. Und hier genau erblicken sie dann das Licht der Welt: die sogenannten Trainings von sogenannten Trainern, die (in den Worten einer Kundin) „zum richtigen Zeitpunkt zwei gerade Sätze gesagt haben“ und dann mit ihrer bevorzugten Methode der „Rücken-Vorles-Moderation“ mit Power-Point und Beamer zu glänzen, mitunter ergänzt durch den Rhetorik-Klassiker „vielen Dank für die Frage, die würde ich gern hinten anstellen (…bis Du sie vergessen hast, ich kenne die Antwort nämlich nicht)“.

Ich selbst habe schon das ein oder andere „Training“ in diesem Stil erlebt und kann die Erfahrung „live miterleben, wie die eigenen Hirnzellen absterben“ nicht wirklich ruhigen Gewissens weiterempfehlen. Nichtsdestotrotz sind das jedoch leider immer noch die überwiegende Mehrzahl an Trainings die für viel Geld gehalten werden – wenigstens den Rückmeldungen in meinen Trainings zufolge. Dabei sind Training und Begeisterung nah beieinander – wenn man nur weiß, was man tut. Um es etwas provokant (aber äußerst wahrheitsgemäß) auszudrücken:

„Der gute Trainer arbeitet nicht, er lässt arbeiten“

In meiner Welt ist der Trainer kein Lehrer, sondern eher ein Guide und Mentor, der seine Trainees dabei begleitet, selbstentdeckt zu lernen. Vereinfacht gesagt, wenn ich meinem Trainee ermögliche, Zusammenhänge, Erkenntnisse oder Handlungen selbst zu entdecken, schaffe ich Verständnis, gebe der individuellen Entwicklung Spielraum, stelle Nachhaltigkeit sicher und stärke so ganz nebenbei sein Selbstvertrauen – schließlich ist er ja von selbst zu seiner Erkenntnis gelangt.

Gerade erst habe ich am Ende eines Trainings zum Abschied von meinen Teilnehmern eine überproportionale Tafel Ritter Sport (die hat genau drei Tage gehalten) und das fantastische „UZMO“ – passend zu meiner Leidenschaft mit dem Flipchart zu arbeiten – erhalten. Darin die Widmung: „…wir danken Dir für die lehrreiche, mit viel Spaß verbundene Zeit! Deine Teilnehmerchen“. 

Und wenn ich bedenke, dass ich bis heute mit wirklich vielen meiner ehemaligen Teilnehmer über die verschiedensten Kanäle noch immer in Kontakt stehe, Rückmeldungen zu ihren Erlebnissen und Fragen zu verschiedenen Situationen bekomme oder auch einfach „nur“ zum Eishockey nach Krefeld eingeladen werde, dann wird mir immer wieder sehr bewusst, wie großartig Training wirklich ist und wie oft es leider immer noch von (sicherlich nicht boshaft) Unqualifizierten durchgeführt wird.

Ich kann Ihnen daher nur empfehlen: Wenn Sie sich für ein Training interessieren, tun Sie nicht das, was jeder andere tut. Schauen Sie sich nicht primär die Inhalte an. Denn was nützen Ihnen die tollsten Inhalte, wenn so gut wie nichts davon haften bleibt? Rufen Sie beim Anbieter an und fragen nach der didaktischen Herangehensweise. „Handlungsorientierung“ lautet das Zauberwort, selbst entdecken oder erfahren oder auch vormachen-mitmachen-nachmachen.

Und wenn Ihnen die Antwort nichts davon verspricht.. dann retten Sie Ihre Hirnzellen und ab durch die Mitte…

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